Leo Blume beim Bundeswettbewerb Jugend forscht
„Mach Dir einen Kopf“ — so lautete das Motto des diesjährigen „Jugend forscht“-Wettbewerbs, an dem von November 2023 bis Mai 2024 über drei Wettbewerbsrunden insgesamt 10.000 Jugendliche teilgenommen haben. Die Sieger aller Bundesländer trafen sich nun am Fronleichnams-Wochenende zum großen Bundesfinale in Heilbronn — unter ihnen auch Leo Blume, 16jähriger Abiturient vom Gymnasium Essen-Werden.
Leo, langjähriger „Jugend forscht“-Teilnehmer, machte sich auch dieses Jahr wieder einen Kopf und zwar über die Möglichkeit, sein Bücherregal farblich zu sortieren. Außer Leo hätten wohl die wenigsten vermutet, dass daraus ein preisgekröntes wissenschaftliches Projekt erwächst, das sich auf universitärem Forschungsniveau bewegt.
Der Jungforscher entwickelte die Grundlagen einer neuen mehrdimensionalen Sortierung und konnte seinen Ansatz durch einen formalen mathematischen Beweis darlegen. Anschließend programmierte Leo eine interaktive Software, die diese Art der Sortierung visualisiert und auf unterschiedlichste Probleme anwendet. Doch was hat man sich darunter nun konkret vorzustellen? Während die farbliche Sortierung von Büchern zunächst als Spielerei erscheint, erschließt sich die vielfältige gesellschaftliche Relevanz auf den zweiten Blick:
Ungünstige Farbkontraste sind beispielsweise für Menschen mit Sehschwächen ein großes Problem. Leo kann mit seiner Software beliebige Sehschwächen simulieren, diese ungünstigen Kontraste aufspüren und für Menschen ohne Sehschwäche optisch erlebbar machen. Die entwickelte Software leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung barrierefreier Darstellungen.
Auch das Auffinden der kürzesten Reiseroute zwischen vielen verschiedenen Orten, die zentrale Frage der Logistik in einer globalisierten Welt, lässt sich mithilfe des entwickelten Sortieransatzes auf neue Art und Weise lösen.
Ebenfalls zum Einsatz kommt Leos Forschungsarbeit in den Bereichen Sprachwissenschaften und Künstliche Intelligenz. Obwohl KI-Systeme mittlerweile verblüffend gute Texte verfassen, können sie keinen echten Sinn in den Texten erkennen. Leos Software setzt nun genau hier an: Sie ordnet eine beliebige Menge von Wörtern nach ihrer Bedeutung und leistet einen Beitrag zur Bewertung der Qualität KI-generierter Texte.
Michael Albrecht, Informatik- und Chemie-Lehrer am Gymnasium Werden und Leos Projektbetreuer, fasst zusammen: „Die Forschungsarbeit zeichnet sich sowohl durch umfassende Grundlagenforschung als auch durch exzellente softwaretechnische Umsetzung aus. Ich hätte mir im Vorfeld und mit den Erfahrungen aus 12 Jahren Jugend forscht-Betreuungsarbeit nicht vorstellen können, dass die Arbeit ein so hohes Niveau erreichen kann. Hiermit hat Leo sein bisheriges Meisterstück abgeliefert. Ich denke, es wird nicht das letzte gewesen sein.“
Dieser Meinung war auch die Konrad Zuse-Gesellschaft, die Leo mit dem Sonderpreis für die originellste Arbeit auf dem Gebiet der Informatik auszeichnete.
Leo selbst, der in wenigen Wochen sein Abiturzeugnis in Händen halten wird, möchte seine Faszination und Begeisterung für wissenschaftliche Forschung auch zukünftig an seine Mitmenschen weitergeben. An die Schulzeit schließt sich im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres die Betreuung des Schülerlabors der Hochschule Stralsund an. Danach ist — und das wird wohl niemanden mehr überraschen — ein Informatik-Studium geplant.